Für mehr miteinander – Tanzlehrerin aus Leidenschaft

Als ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen habe, den Schritt zu wagen, meine eigene Tanzschule zu gründen, tat ich dies aus Überzeugung. Sie soll ein Ort sein, an dem sich Menschen geborgen fühlen, Freude empfinden und vom Alltag abschalten können. In den vergangenen zwei Jahren wurde dies zu einer enormen Herausforderung. Die Hälfte der Zeit herrschte in der Tanzschule einsame Stille. Tanzunterricht fand überwiegend online statt. Eine Alternative, aber das Gemeinschaftsgefühl wurde dennoch geschwächt, denn am Ende hat doch jeder alleine zuhause getanzt.
Als ich im November vergangenen Jahres erneut gezwungen war, den Tanzschulbetrieb einzuschränken, war ich dankbar, immerhin die Kinder- und Jugendkurse weiter fortführen zu dürfen, um zumindest ihnen ein bisschen Freude in dieser besonderen Zeit zu schenken. Der Präsenzunterricht für Erwachsene musste allerdings wieder eingestellt werden und Jugendliche ab 16 Jahre durfte der Zutritt nur gewährt werden, wenn sie geimpft oder genesen waren. Sehr erleichtert war ich, dass ich keine Jugendlichen ausgrenzen brauchte, da meine alle unter 16 Jahre alt waren. Ich weiß aber, wie hart es für andere Tanzschulen war, aufgrund dieser Regelung Jugendliche abzuweisen und deshalb Tanzpaare und Klassenverbände trennen zu müssen. Dabei sollte die Schülertanzstunde eine schöne Erfahrung in der Jugend sein, zumal es für die meisten Jugendlichen auch der erste Kontakt zum Tanzen ist.
Wir, als Tanzlehrende, sehen uns auch einem Bildungsauftrag verpflichtet, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche für ein gutes soziales Miteinander zu begeistern. Tanzen ist uns dabei eine große Unterstützung, Menschen unterschiedlichster Art zusammenzubringen. Menschen voneinander zu trennen und somit auszugrenzen liegt uns fern.
Als im Januar genau diese Regelung für Erwachsenenkurse getroffen wurde, traf es mich mit meiner Tanzschule nun auch direkt. Menschen, welche nicht geimpft oder genesen sind, sollte ich den Zutritt verwehren. Für mich eine sehr unangenehme Situation. Da ich als Kind selber Mobbing über mehrere Jahre erfahren habe, kann ich sehr genau nachempfinden, wie man sich fühlt, wenn man ausgrenzt wird. Neben meiner Familie hat mir auch sehr das Tanzen dabei geholfen, diese Zeit durchzustehen. Mit dieser Regelung wäre nun aber ich diejenige gewesen, die Menschen ausgrenzt. Und das liegt nicht in meiner Natur, weder als Privatperson noch als Tanzlehrende.
Seit gut eineinhalb Jahren beobachte ich mit großer Sorge die gesellschaftliche Entwicklung. In meiner Wahrnehmung schwindet zusehend die Wertschätzung des Menschen. Welcher Mensch wertvoll ist, wird seit vielen Monaten von diversen Verordnungen festgelegt. Sei es, weil man einen Beruf ausübt, der als nicht lebensnotwendig erachtet wird oder weil ein Mensch eine Entscheidung für sich getroffen hat oder warum auch immer. Was ich sehe, ist zunehmende Entfremdung und ein schwindendes Miteinander. Was in mir ein sehr bedrückendes Gefühl hervorruft.
Tanzen ist für mich mehr als nur irgendwelche Bewegungen auszuüben. Tanzen verbindet Menschen, mögen die Unterschiede noch so groß sein. Beim Tanzen sprechen wir alle die gleiche Sprache. Die sogenannte 2G-Regel ist für mich allerdings ein Hindernis, meine Tätigkeit als Tanzlehrende vollständig auszuüben. Um dieser nachzukommen müsste ich meine eigene Überzeugung und meine Werte teilweise aufgeben und dazu bin ich nicht bereit. Deshalb habe ich für meine Tanzschule beschlossen, das Kursangebot für Erwachsenengruppen erst wieder anzubieten, sobald ich alle Menschen gleichermaßen wieder empfangen darf.

Ich freu mich schon sehr darauf und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit!

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Franziska Antrack

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