„Wir waren ein wilder Haufen!“
Am 12. Februar erzählt Nilz Bokelberg ab 20.00 Uhr im Filmtheater Schauburg im Rahmen seiner „Büdchen of the Universe“ zahlreiche Anekdoten über den Kult-Sender VIVA.
elbgeflüster®: Mit 17 kannte Dich durch VIVA plötzlich halb Deutschland – wie kamst Du damit klar?
Nilz Bokelberg: Das war im ersten Moment sehr aufregend, dann habe ich mich aber auch relativ schnell daran gewöhnt. Mein Glück war immer, dass ich ein sehr gesundes Umfeld hatte. Ich habe mit meinem ältesten Bruder damals zusammen gewohnt, der auch bei VIVA als Redakteur gearbeitet hat. Da war so ein Umfeld von Leuten, die alle ein bisschen immer ein Auge auf mich gehabt haben. Wenn ich irgendwie drohte, dass mir das zu sehr zu Kopf steigt oder dass ich irgendwie dachte, ich bin hier der große King, dann haben die mich alle schon wieder sehr auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das war mein großes Glück, denn die haben dafür gesorgt, dass mir das nicht zu Kopf gestiegen ist.
elbgeflüster®: Was viele vergessen haben: VIVA hat den Platzhirsch MTV im wichtigsten europäischen Musikmarkt den Rang abgelaufen – wie kamen die damit klar?
Nilz Bokelberg: Ich hoffe gut. Am Ende sind auch alle fusioniert. Ich weiß lustigerweise, am Anfang gab es tatsächlich eine leichte Feindschaft zwischen VIVA und MTV. Als VIVA plötzlich so groß wurde, hat MTV beschlossen, endlich auf Deutsch moderieren zu lassen. Als Christian Ulmen in London moderierte, war das anfangs noch auf Englisch. Da habe ich ihn auch mal besucht. Das war so lustig, denn ich musste die ganze Zeit „undercover“ da sein. Von MTV durfte niemand wissen, dass jemand von VIVA gerade im Haus ist. Das war sehr aufregend. MTV hatte immer den Vorteil, tausendfach internationaler zu sein als VIVA – aber den deutschen Markt, den haben sie da auf jeden Fall verloren.
elbgeflüster®: Der junge Musiksender mutete wie ein bunter Spielplatz an, bei dem viel herumexperimentiert wurde. War das ein Fluch oder großer Segen?
Nilz Bokelberg: Das war ein großer Segen! Da wurde viel herumexperimentiert, denn das hat halt einfach noch niemand davor gemacht. Es gab kein deutsches Musikfernsehen und deswegen wusste am Anfang auch keiner so richtig, was wir jetzt machen sollen und wohin die Reise hingehen soll. Da wurde quasi On-Air experimentiert. Das war aufregend, denn wir hatte so einen Pioniergeist. Wir waren ein wilder Haufen.
elbgeflüster®: VIVA-Highlights hast Du sicherlich viele erlebt, gab es aber auch Augenblicke, die bei Dir heutzutage Fremdschäm-Gefühle auslösen?
Nilz Bokelberg: Ja, also da gab es viele Sachen, aber ich finde es gar nicht so schlimm und ich würde mir auch heute alles wieder angucken. Ich weiß noch, einer der ersten Beiträge, den ich moderiert habe. Wir haben damals alles angenommen, was uns angeboten wurde. Die Weather Girls haben eine neue Platte gemacht und in der Nähe von Frankfurt gelebt. Wir sind dann zum Interview hingefahren. Der Redakteur hat die ganze Zeit überlegt, wie können wir da einen besonderen Beitrag draus machen. Und dann war die Geschichte so, dass ich nach der Schule zu den Weather Girls nach Hause komme und sie singen mir ihre neue Platte vor. Wir haben einfach rumprobiert und viel Quatsch gemacht.
elbgeflüster®: Nach der VIVA-Zeit wurdest Du „seriös“ und warst Lehrbeauftragter für Medienethik an der Berliner SRH-Hochschule der populären Künste. Wolltest Du Dir damit auch etwas beweisen?
Nilz Bokelberg: Nach VIVA gab es noch viele Stationen. Ich habe im DSF eine wunderbare Sendung gemacht, mit der wir um die halbe Welt gereist sind. Und dann habe ich in München Regie studiert. An der Filmhochschule konnte ich mich ein bisschen zurücklehnen und etwas Neues starten. Ich hatte ja durch VIVA und das DSF schon ein komplettes Leben erlebt. Als ich dann den Lehrauftrag hier als freier Dozent an der HDPK in Berlin bekommen habe, war Medienethik ein Fach, das ich spannend und interessant fand. Ich hatte auch einen guten Zugang zu den Studierenden, weil ich denen Fälle zeigen konnte, anhand derer man medienethische Belange gut diskutieren konnte.
elbgeflüster®: Hast du schon Pläne für weitere Projekte nach der Tour?
Nilz Bokelberg: Nein, denn eine Solotour ist das Aufregendste, was man machen kann – das habe ich noch nie getan. Ich habe vor Freunden eine Testshow in Berlin gemacht und war so aufgeregt, dass ich plötzlich alleine auf der Bühne stehe und die irgendwie zwei Stunden bespielen muss. Normalerweise, wenn ich toure, habe ich eine Band dabei oder bin mit Gästen auf der Bühne. Da hatte ich immer Leute, mit denen ich mir die Bälle zuspielen kann. Und das geht plötzlich nicht mehr. Das habe ich leicht unterschätzt.
elbgeflüster®: Schenke uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Nilz Bokelberg: Früher war meine Lebensweisheit immer der Spruch vom Gladbach-Manager Rolly Rüßmann. Der hat mal gesagt „Wenn wir hier schon nicht gewinnen, dann treten wir im Wenigsten den Rasen kaputt.“ Heute ist es aber das Kölsche Grundgesetz: Am Ende ist es immer irgendwie gut gegangen.
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