Interview mit Nino de Angelo

„Ich verfiel in einen Zustand, in dem ich mich lieber mit Jack Daniels unterhielt!“

Erleben Sie Nino de Angelo live am 27. Juli in der Landskron Brau-Manufaktur in Görlitz.


elbgeflüster®: Geht es Ihnen wieder gut?
Nino de Angelo: Ja, alles wieder unter Kontrolle. Ich habe mir den Rücken verknackst, da ich den gesamten Winter über so gut wie kein Sport getrieben und danach in vielen Hotelbetten übernachtet habe – manche sind gut, manche nicht so (lacht). Ich muss aber jetzt Gymnastik und Dehnübungen machen – und 6 kg Winterspeck abtrainieren, damit ich für die Tournee fit bin.

elbgeflüster®: Sie haben Ihre Karriere in den frühen 80ern begonnen. Wie hat sich Ihre Musik und Ihr künstlerischer Ansatz im Laufe der Jahre verändert?
Nino de Angelo: Das hängt stark mit meiner Entwicklung zusammen. Ich war damals ja nur ein talentierter Sänger, ein Rohdiamant, der mit 15 Jahren bereits seinen ersten Plattenvertrag in der Tasche hatte. Mit 18 Jahren kam dann mit „Jenseits von Eden“ schon der große Durchbruch. Das ging alles viel zu schnell für jemanden der noch Null Erfahrung gesammelt hatte. Das war sehr verwirrend und leider wurde ich durch meine naive Jugend dazu genötigt, Sachen zu singen, hinter denen ich nicht stand – das hat mich sehr unglücklich gemacht und meine Krisen entfacht.

elbgeflüster®: Welche Künstler oder Erfahrungen hatten den größten Einfluss auf Ihre musikalische Entwicklung, und gibt es neue Einflüsse, die Sie heute inspirieren?
Nino de Angelo: Meine erste Schallplatte war von Smokie, weil ich den Sänger Chris Norman mochte. Damit eckte ich in der Schule an, denn das war Softrock und kein Queen oder AC/DC, was meine Mitschüler hörten. Für viele war das eine Frauenband – keine Ahnung wie viel Frau in mir steckt (lacht). Zu den härteren Rockklängen kam ich erst ab Ende Zwanzig. Heute höre ich Guns N’ Roses oder Ozzy Osbourne. Ich habe also eine bedeutende musikalische Entwicklung durchgemacht.

elbgeflüster®: Auch die Schlagermusik hat sich stark verändert. Wie bewerten sie diese Entwicklung?
Nino de Angelo: Ich will ja nicht rumlästern, aber viele heutige sogenannte Künstler wären früher noch nicht einmal bis zum Parkplatz der Plattenfirma gekommen. (lacht) Aber heute erlaubt die moderne Technik viel günstigere Produktionen. Damals musste man für 3.000 DM pro Tag ein ganzes Musikstudio mieten und heute kannst Du bereits für 3.000 Euro ein eigenes Tonstudio zuhause zusammenstellen. Die klingt zwar entsprechend mies, erlaubt aber digitale Veröffentlichungen. Das ist der Grund, warum es so viel Schrott auf dem Musikmarkt gibt. Künstler sind durch soziale Netzwerke zudem nicht mehr stark von den klassischen Medien abhängig – jeder hat vom Start weg eine gewisse Reichweite. Die Kehrseite der Medaille: Künstler verdienen durch Streaming-Dienste nicht mehr so viel, während sich die großen Labels die Taschen voll stopfen. Aber: Gute Musik setzt sich auch weiterhin durch und es gibt immer noch ein großes Interesse an physischen Datenträgern, gerade im Bereich Vinyl.

elbgeflüster®: Welche Herausforderungen waren in Ihrer Karriere besonders prägend, und wie haben Sie diese überwunden?
Nino de Angelo: (nachdenklich) Nun ja… Es ist halt nicht alles Gold was glänzt. Ich musste durch meine Krankheiten leider lange pausieren und dann von meinen Ersparnissen leben. Der Topf war aber irgendwann auch mal leer, weil der Erfolg aus blieb. Mich wollte plötzlich keiner mehr hören und ich war kurz davor, keinen Plattenvertrag mehr zu bekommen. Das hat mich sehr belastet. Ich verfiel dann in einen Zustand, in dem ich mich lieber mit Jack Daniels unterhielt.

elbgeflüster®: Gab es einen speziellen Moment oder ein besonderes Konzert in Ihrer Karriere, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Nino de Angelo: Ja 2019. Nach mäßig bis erfolglosen Jahren bei kleinen Plattenlabels zog ich mit meiner Freundin ins Allgäu und richtete mir ein kleines Tonstudio ein. Da wusste ich aber noch nicht, wo ich hin will – ich wusste noch nicht einmal, wie man einen Computer bedient. Aber dann kam die Pandemie. Ich schloss mich täglich stundenlang ins Studio ein, brachte mir Technik bei und dachte über mein Leben nach – und dann entstanden diese neuen Textideen und Melodien über mein verkorkstes Leben. Ich hörte es mir an und dachte: Das bist immer noch Du Nino, aber was ganz anderes – Du hast Dich neu erfunden! Ich bot die Songs Sony an und die waren ebenfalls überzeugt, dass dieser neue, authentische Nino de Angelo ein Hit wird – und dann explodierte das Album regelrecht! So etwas passiert in Deutschland selten. Ja, ich habe viel getrunken, aber Krisen machen kreativ, und mir hat es etwas gebracht.

elbgeflüster®: Was würden Sie jungen Künstlern raten, die gerade ihre Karriere beginnen?
Nino de Angelo: Sie müssen sich selbst hinterfragen. Sie sollen sich vor dem Spiegel stellen, sich selbst etwas vorsingen und sich ehrlich einschätzen, ob das gut genug ist. Außerdem muss das Selbstbewusstsein mindestens so groß sein wie das Talent, sonst frisst Dich die Musikbranche ganz schnell auf.

elbgeflüster®: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Nino de Angelo: Der Verstand vermag nicht lange die Rolle des Herzens zu spielen. (Francois La Rochefoucauld)

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Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x 2 Freikarten.

Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Nino de Angelo“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Nino de Angelo“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 20.07.24. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Foto: Tom Wagner

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