„Bücher bringen Menschen zusammen!“
Der Bestseller Autor Sebastian Fitzek gastiert am 13. Dezember mit seiner „Die große Thriller-Arena-Tour 2024“ in der WT-Arena.
elbgeflüster®: Ihre Arena-Tour hat schon begonnen. Ist das eine One-Man-Show?
Sebastian Fitzek: Die meiste Zeit ja, aber während ich lese, werde ich von einer A cappella-Band namens Naturally 7 aus den USA unterstützt, die einer der besten der Welt ist.
elbgeflüster®: Sind Sie dennoch aufgeregt?
Sebastian Fitzek: Ja, gerade deswegen, denn ich habe so etwas noch nie gemacht. Eine 360-Grad-Bühne mit einer Lesung und A cappella-Band – ich glaube so etwas gab es sogar noch nie zuvor.
elbgeflüster®: Und Sie lesen aus Ihrem neuesten Werk „Das Kalendermädchen“.
Sebastian Fitzek: Ja, aber es ist eine Mischung aus Lesung, Konzert und Stand-up, denn ich gebe immer Einblicke in meine fast 20jährige Autorentätigkeit – und darüber wird immer herzlich gelacht. Ich werde aber auch Geschichten erzählen, die sich als Lügen entlarvt haben. Das Thema ist urbane, moderne Mythen, was ein zentrales Thema des Buches ist, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den ganzen Abend.
elbgeflüster®: Die WT-Arena ist ausverkauft, dass schaffen nur die wenigsten Schriftsteller – Kompliment!
Sebastian Fitzek: Danke sehr! Das freut mich vor allem, weil wir Buch-Liebenden immer als Außenseiter angesehen werden. Dabei ist das Buch nach wie vor ein das beliebteste Medium. Es gibt allein in Deutschland rund 8 Millionen Menschen, die täglich Bücher lesen – wir sind also keine Minderheit. Es fasziniert mich zudem an dem Abend, dass Buchliebhaber aus unterschiedlichen Richtungen kommen und dennoch gemeinsam einen schönen Abend haben. Bücher bringen Menschen zusammen, und das ist für mich das Schönste.
elbgeflüster®: Das Fazit der letzten Frankfurter Messe war dennoch ernüchternd. Haben Smartphones die gesamte Lesekultur verändert?
Sebastian Fitzek: Durch neue Medien hat sich sicherlich einiges verändert, aber das gehört dazu. Soziale Netzwerke sorgen sogar für neue Impulse. „booktoc“ auf TicToc hat beispielsweise allein in diesem Jahr für 18 Millionen Buchverkäufe gesorgt. Auf der Messe wurde extra eine eigene Halle eingerichtet, um den Ansturm von jüngeren Lesern und Fans von „New Adult Romance“ besser händeln zu können. Die Buchbranche ist die Einzige, die sich immer klein redet, dabei macht sie 9,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr – mehr als die Musik- und Kino-Branche zusammen in Deutschland.
elbgeflüster®: Sie haben bereits viel beruflich gemacht, sind dann aber Schriftsteller geworden. War das ein innere Drang?
Sebastian Fitzek: Ja, die Geschichten, die ich in mir trug, mussten raus, aber ich hatte anfangs nicht das Ziel Autor zu werden, einen Bestseller zu schreiben oder einen Psychothriller. Dieses Label habe ich erst später bekommen. Ich wollte einfach nur eine spannende Geschichte erzählen, und der Rest ergab sich dann. Wichtig war aber meine Mutter, denn sie hat mich motiviert und immer wieder an den Schreibtisch getrieben.
elbgeflüster®: Und dann war bereits das erste Buch „Die Therapie“ ein Bestseller.
Sebastian Fitzek: Das war völlig schizophren! Mein Mutter, die leider die Veröffentlichung nicht mehr erlebt hat, sagte immer zu mir, dass es ein Bestseller wird, aber ich empfand diese Aussage als völlig unrealistisch. Die Erstauflage lag nur bei 3000 Exemplaren, ich war unbekannt und es gibt in Deutschland ca. 5000 Buchhandlungen – das war statistisch unmöglich! Aber sie meinte nur „warte mal ab“. Als ich dann auf Platz 1 stand, konnte das auch keiner glauben. BILD mutmaßte sogar, dass ich die gesamte Auflage gekauft hätte, aber Amazon klärte auf, dass alles in Ordnung ist. Da hat die Mundpropanda geholfen, aber letztendlich war es unglaubliches Glück. Das zweite Buch hat sich trotz Marketing hingegen nur halb so gut verkauft. Mein Verlag rätselt bis heute, was damals geschehen ist. Nur eines ist sicher: Qualität setzt sich durch, wobei aber erst meine siebte Fassung von „Die Therapie“ den Verlagsansprüchen gerecht wurde.
elbgeflüster®: Werden Sie auf der Straße erkannt?
Sebastian Fitzek: Ja, immer wieder mal. Hauptsächlich aber erst, wenn ich mit meiner EC-Karte bezahle und sie meinen Namen lesen. Ich erkenne auf Displays von Menschen, die ein Selfie wollen auch, dass sie gerade mein Gesicht gegoogelt haben. Es ist also keine Selbstverständlichkeit, dass man mich erkennt.
elbgeflüster®: Verstehen Sie sich als Künstler?
Sebastian Fitzek: Ich sehe mich eher als Entertainer und Geschichtenerzähler, denke aber, dass das eine Kunstform und keine Dienstleistung ist. Eine Auftragsarbeit ist es aber häufig ab dem zweiten Buch, wenn man sich mehr Gedanken über die Zielgruppe und Verkaufszahlen macht. Das ist aber falsch: Man sollte immer das Gefühl konservieren, dass man beim Schreiben des ersten Buches hat.
elbgeflüster®: Schreiben ist ein sehr intensiver Akt. Was war für Sie die verrückteste Recherche?
Sebastian Fitzek: Ich habe durch das Schreiben glücklicherweise viele spannende Menschen kennengelernt, die mir bei der Recherche geholfen haben. Verrückt war aber, dass ich mal einen Psychologen anrief, um herauszufinden, ob ich mich durch den Erfolg von „Die Therapie“ verändert habe. Ich fragte nach eine Psychotherapie, meinte aber, dass ich gesund sei und Autor bin – und er meinte daraufhin „Ja, ja, das höre ich häufig.“ (lacht) Wir kamen dann ins Gespräch und er diagnostizierte bei mir eine Zwangsstörung beim Umgang mit dem Handy – das war sehr interessant.
elbgeflüster®: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Sebastian Fitzek: Nimm, dass was Du tust ernst, aber Dich selbst nicht so wichtig.
Foto: Marcus Höhn