Interview mit Annett Louisan

„Nähe zulassen müssen wir wahrscheinlich erst wieder erlernen.“

Mit ihrem aktuellen Album „Kitsch“ huldigt Annett Louisan auf eine besonders charmante Art der Schlagmusik.

elbgeflüster: Eine neue Sprache, Karate oder Sushi kochen? Was haben Sie während des langen Lockdowns gemacht?
Annett Louisan: Ehrlich gesagt hatte ich sogar weniger Zeit, da ich Mutter eines jungen Kindes bin. Ohne Freunde und Kita ist das sehr zeitintensiv. Mir ging es wohl wie vielen Eltern, dass ich erst abends Zeit für mich fand. Aber natürlich habe ich auch Musik gemacht und in diesem Bereich vieles abgearbeitet, wozu ich vorher nicht gekommen bin. Herausgekommen ist dabei auch das Coveralbum „Kitsch“.

elbgeflüster: „Kitsch“ könnte man despektierlich interpretieren, aber dieses Album ist mehr ein Kniefall vor zeitlosen Klassikern.
Annett Louisan: Auf jeden Fall! Für mich ist Kitsch überhaupt kein negativer Begriff – ich liebe sogar Kitsch! Für mich waren diese Aufnahmen daher eine sehr emotionale Erfahrung, denn es handelt sich ja um zeitlose Klassiker.

elbgeflüster: Sie haben einige Songs komplett anders interpretiert. Aus dem Discosong „Marlene“ wurde ein trauriges Liebeslied.
Annett Louisan: Ich habe diesen Song sogar mit Marianne Rosenberg mal gemeinsam gesungen. Sie findet diese Balladen-Interpretation sehr gut. Sie erzählte mir sogar, dass sie es früher unangenehm fand, dieses traurige Lied so vortragen zu müssen. Ich fand es sehr reizvoll solche Klassiker konträr zu interpretieren.

elbgeflüster: Dieter Bohlen sagte einst, dass man nur auf Deutsch noch als Musiker hierzulande Geld verdienen kann. Warum hat es so lange gedauert, bis deutsche Musik so dermaßen dominant wurde?
Annett Louisan: Ich denke, dass den Deutschen nach dem 2. Weltkrieg noch das Selbstbewusstsein fehlte auf Deutsch zu singen. Das musste sich erst wieder langsam aufbauen. Die junge Nachkriegsgeneration fand amerikanische Musik logischerweise viel cooler als deutschen Schlager.

elbgeflüster: Wie fühlt es sich an, endlich wieder vor Live-Publikum zu spielen.
Annett Louisan: Ja, das ist toll…(schluckt). Ich werde bei dieser Frage sogar emotional und kämpfe mit den Tränen. Allerdings sind wir von einer kompletten Normalität noch weit entfernt. Ein richtiges Konzert ist für mich ein schwitzendes Eng an Eng. Diese Nähe vermisse ich noch, bin aber dankbar für alles, was mir angeboten wird. Nähe zulassen müssen wir wahrscheinlich wieder erst erlernen.

elbgeflüster: Lockdowns haben vor allem Musiker aus der zweiten Reihe hart getroffen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Annett Louisan: Ich habe eine Rundmail geschrieben und allen mitgeteilt, dass Sie sich melden sollen, wenn Sie ein Problem haben. Ich wollte meinen Kollegen zeigen, dass ich auch weiterhin für sie da bin. Es war eine sehr harte Zeit, aber sie haben alle Rückgrat gezeigt. Ich kenne aber viele Fälle, wo es anders verlief. Auch ich musste mich mit dem Thema gedanklich auseinandersetzten, denn ich liebe Konzerte nicht nur, ich verdiene damit auch meine Brötchen. Plattenverkäufe allein reichen nicht mehr aus.

elbgeflüster: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte eine Lebensweisheit.
Annett Louisan: Glücklich ist, wer vergibt, was nicht mehr zu ändern ist.

+++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ 

Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x die aktuelle CD „Kitsch“.

Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Annett Louisan“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Annett Louisan“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 25.10.21. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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