„Mein Ehrgeiz besiegt immer die Vernunft!“
Dieter Bohlen gastiert im Rahmen seiner „40 Jahre Modern Talking – Die Open-Air-Tour 2024“ am 7.September in der Landskron Brau-Manufaktur Görlitz.
elbgeflüster®: Dieter, Sie haben im Laufe Ihrer Karriere unzählige Hits geschrieben und produziert. Gibt es einen Song, der Ihnen besonders am Herzen liegt, und könnten Sie uns die Geschichte dahinter erzählen?
Dieter Bohlen: Der Song „Brother Louie“ liegt mir besonders am Herzen, weil alle dagegen waren. Als ich ihn den Tontechnikern und Musikern vorspielte, meinten alle „Das wird nie etwas, das wird ein großer Flop!“ Mittlerweile hat er auf Spotify über 245 Millionen Aufrufe und ist seit knapp 40 Jahren ein Hit. Die Leute lieben den Song und es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man recht behalten hat.
elbgeflüster®: Gibt es ein besonderes Ereignis in Ihrer Karriere, das Ihre Sichtweise auf Musik und Erfolg grundlegend verändert hat?
Dieter Bohlen: Tatsächlich ist das gar nicht so lange her, denn ich bin 70 Jahre alt geworden, und wenn im Umfeld Menschen, wie Andi Brehme plötzlich sterben, dann ändert sich die Sichtweise ein bisschen. Ich bin und war immer der Musik sehr stark verbunden. Ich habe am Wochenende, Silvester und selbst Weihnachten gearbeitet, und jetzt merke ich, dass es Dinge, wie Gesundheit oder familiäre Harmonie gibt, die viel wichtiger sind. Aber ein Rückzug aus der Musik ist schwierig umzusetzen, denn mein Ehrgeiz besiegt immer die Vernunft. Ich ertappe mich wieder, dass ich mich unter Druck setze – aber ich habe mir jetzt wirklich vorgenommen, es ruhiger anzugehen.
elbgeflüster®: Nach so vielen erfolgreichen Jahren in der Musikindustrie, was motiviert Sie immer noch, und haben Sie noch unerfüllte Träume oder Ziele?
Dieter Bohlen: Ich muss mich „entmotivieren“, denn ich stehe jeden Morgen auf und bin voller Tatendrang. Sport und Musik begleiten mich jeden Tag, und ich überlege häufig nur, was ich zuerst mache. Ich brauche keine Motivation, denn ich will jeden Tag etwas reißen, und Träume und Ziele hat man ja immer. Bei mir ist es weiterhin, den perfekten Song zu schreiben, großartige Urlaube zu erleben und viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen.
elbgeflüster®: Wie denken Sie, hat die digitale Revolution die Musikproduktion und die Industrie insgesamt verändert?
Dieter Bohlen: Wenn man an die musikalische Revolution denkt, denkt man natürlich an Spotify. Durch Streams haben sich vor allem die Verdienstmöglichkeiten verändert. Man verdient als Urheber eines Songs im Schnitt 300 Euro pro eine Millionen Abrufen. Die Manipulationsmöglichkeiten werden seitdem auch immer größer. Viele Künstler stecken einfach ein T-Shirt in die Box und ertricksen sich dadurch ein bessere Chartplatzierung, obwohl der Titel gar kein Hit ist und das T-Shirt nichts mit Musik zu tun hat. Das ist auch ein Resultat von Streaming, denn das frühere, in einen Plattenladen gehen, um eine CD zu kaufen, gibt es leider nicht mehr. Viele Künstler können daher nur noch Geld verdienen, wenn sie auf der Bühne stehen.
elbgeflüster®: Sie sind bekannt für Ihre direkte und oft kritische Art als Juror in Talent-Shows. Wie entscheiden Sie, wann es wichtig ist, hart zu sein, und wann jemand vielleicht eher Ermutigung braucht?
Dieter Bohlen: Das war für mich immer eine Herzensentscheidung. Ich war immer nett zu den Menschen, die talentiert sind, renitente Kandidaten, die nichts können und dann den dicken Willi markieren, müssen hingegen eingenordet werden. Falsch ist es, diesen Menschen falsche Hoffnungen zu machen. Ich sag dann immer: werde Bäcker oder etwas anderes, aber lass es mit der Musik. Das ist für mich einzig wahre, da der ehrliche Weg.
elbgeflüster®: Schenken Sie einem angehenden Musiker zum Abschluss bitte noch einen Tipp.
Dieter Bohlen: Jeder sollte sich kritisch fragen, ob das Talent wirklich ausreichend ist, denn als Musiker oder Musikerin erfolgreich zu sein, ist geringer als ein großer Lotto-Gewinn. Und Talent allein, reicht auch nicht aus. Wenn man unbedingt diesen beruflichen Weg gehen will, dann muss man das Handwerk lernen. Ein Instrument wie Klavier oder Gitarre beherrschen, Singen üben und ein Gespür fürs Komponieren bekommen. Für mich aber besonders wichtig: Ein Plan B in der Hinterhand haben und eine Ausbildung abschließen, damit man nicht in ein Loch fällt, falls es nicht klappt. Eine gute Ausbildung kann einem keiner weg nehmen, daher mein Rat: Setzt bei der Musikerkarriere auf mehrere Standbeine!
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Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Dieter Bohlen“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Dieter Bohlen“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 25.08.24. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: StephanPick