Interview mit Frei.Wild

„Es wird alles gerührt und gerührt, bis alles verstritten und zerrüttet ist.“

20 Jahre Frei.Wild! Im Rahmen ihrer „Wir schaffen Deutsch.Land“-Tour gastieren die Südtiroler am 17. Mai um 19.30 Uhr in der SACHSENarena. Frontmann und Sänger Philipp „Fips“ Burger spricht unter anderem über die schwere Coronazeit.


elbgeflüster®: 20 Jahre FREI.WILD. Was ist die wichtigste Regel für eine langlebige Band?
Philipp: Sei immer wieder dankbar und sehe es nie als Selbstverständlichkeit an, dass du diesen großen Traum mit Freunden teilen darfst. Erkenne auch, dass, dass keine Freundschaft, keine Familie, keine Firma, schon gar keine Band ohne Freude, Können und Fleiß auf lange Strecke Erfolg haben wird. Sich dabei gegenseitiges Vertrauen und tiefe Wertschätzung zu schenken sind der Dünger für Bestand und Freude.

elbgeflüster®: Versteht Ihr Euch als eine demokratische Band oder gibt es klare Kompetenzhoheiten einzelner Musiker?
Philipp: Ich denke wir sind eindeutig sehr demokratisch unterwegs, am Ende entscheiden wir alle wichtigen Dinge gemeinsam. Manchmal sind kleine Entscheidungen aber auch so dermaßen unwichtig, dass es keinen großen Rat von allen braucht, dann entscheide ich mit Stefan und Andy, also Management und Produkt-Profi. Ich mache das aber auch nur deshalb, weil es von allen so gewünscht ist. Wir haben gut verteilte Arbeitsbereiche, jedes Bandmitglied hat seine Agenda und darüber schwingt er auch das Zepter. Und genau das funktioniert seit Jahren 20 Jahren ohne Streit und Reibereien, genau das macht uns als Frei.Wild und echte Freunde bis heute aus!

elbgeflüster®: Wie bewertest Du rückblickend die Corona-Politik?
Philipp: So wie ich sie immer bewertet habe, kritisch, wenn es auch im Nachhinein immer leicht ist, schlaue Töne zu spucken. Im Zuge der Anti-Corona Maßnahmen wurden für mich aber in der Tat Gesetze erlassen, die ich als ziemlich gefährlich, wenig zielführend, vor allem aber sehr spaltend und freiheitsbeschneidend empfinde. Das Allerschlimmste allerdings war das gezeigte Gesicht eines nicht gerade mal kleinen Teils der Gesellschaft, vor allem aber vieler Medien- und Kunst-Leute, die wahrlich sehr irritierende Züge an den Tag gelegt haben, um sich auf der vermeintlich einzig richtigen Seite zu positionieren. Deren Duktus, deren Art und Weise wie sie mit anders denkenden Menschen umgehen, hat mir nicht gefallen. Wir leben in einer Demokratie und es muss weiterhin möglich sein, dass ein Diskurs, ein gemeinsamer Dialog möglich ist, ohne, dass man Menschen sofort und komplett ins Abseits stellt. Gerade in neuen und Extremsituationen wie Corona es nun mal war, ist das enorm wichtig.

elbgeflüster®: Was hältst Du von den Diskussionen um das Streitthema musikalische Aneignung?
Philipp: Nichts, sie dient der Spaltung, der Schubladisierung, der Diskreditierung von Menschen und widert mich an. Übrigens, genauso verhält es sich auch mit dem Thema „Gendern“, ich glaube manche Menschen haben den Fokus, um den es im Leben gehen sollte, wirklich aus den Augen verloren und der nennt sich, friedliches und wirklich gleichberechtigtes Zusammenleben, indem sich keiner für moralisch besser hält. Und genau dieses Zusammenleben wird durch Problemschaffungen, die aber keinen wirklich weiterbringen, geschwächt, statt noch besser zusammengezurrt. Es gibt hierzulande einen alten weisen Spruch, der wie folgt lautet: Eine Dumme Kuh kratzt und rührt so lange rum, bis sie schlechtes Liegen hat. Genauso kommt es mir mittlerweile vor, egal zu welchem Thema, ob Klimaschutz, ob Fleischkonsum, ob Feminismus, ob Einmischungen in fremde Kulturen/Staaten, es wird gerührt und gerührt, bis alles verstritten und zerrüttet ist, statt sich an dem zu freuen was wirklich gut funktioniert und für Zufriedenheit und Wohlstand führt. Was nicht heißt, dass manche Stellschrauben nicht doch permanenter Nachjustierung bedürfen, aber dann doch bitte mit Respekt und Vernunft und vor allem mit einem, dem richtigen Ton und der Wunsch der Mehrheit sollte nicht ignoriert werden. Man könnte es auch Zukunftskompass mit gesundem Augenmaß nennen und eben nicht ein Folgen von komplett überdrehten Vorstellungen, die eine Viel- bzw. Mehrzahl der Menschen nicht will.

elbgeflüster®: Beim letzten Interview meintest Du „Wir sind keine typisch linkspolitisch-orientierte Band.“ Seid Ihr deswegen nach wie vor im kritischen Fokus der Medien?
Philipp: Allerdings, denn egal ob Theater, Satire, Musik, Film, Politik oder whatever, ich bin der felsenfesten Meinung, dass in Deutschland heute mehr denn je, Menschen, die sich auch nur ansatzweise nicht den Aussagen der linken, sehr lauten, auch sehr radikalen „woken“ Bubble anschließen, mit folgenschweren Konsequenzen zu rechnen haben. Cancel Culture ist kein Problem fernen Galaxien, kein Hirngespinst, sie ist Teil der Gesellschaft und wird, das prophezeie ich, noch zu einem gewaltigen Clash führen. Sich aber auch wieder selbst abschaffen, auch davon bin ich überzeugt, es heißt nur tapfer bleiben und durchhalten, am Ende wird das Konstrukt von innen heraus brechen.

elbgeflüster®: Schenk uns zum Abschluss bitte eine Lebensweisheit.
Philipp: „Es geht weiter immer weiter“, diese Zeile die einen unserer wichtigsten Frei.Wild-Songs ziert, hat mich in meinem Leben schon ungemein oft nach vorne gepeitscht. Aber auch das bestätigt, was scheinbar nie aufhören wird: Dass wir von unfassbar vielen geliebt, von unfassbar vielen gehasst, aber für wahrlich niemanden egal zu sein scheinen. Und genau das ist es, wo wir gut mit leben können.

+++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ 

Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x 2 Freikarten.

Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Frei.Wild“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Frei.Wild“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 12.05.23. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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