„Ich bin froh, diesen Wahnsinn überlebt zu haben!“
Jimmy Kelly & The Streetorchestra spielen im Rahmen seiner „Celebrate! Hits & Kelly-Feeling!!“-Tour am 8. März um 20.00 Uhr im Alter Schlachthof Dresden. Hier spricht er ehrlich und sehr offen über seine schweren Phasen als Musiker.
elbgeflüster®: Jimmy, wie ging es nach dem Ende der ersten großen Kelly Family Zeit?
Jimmy Kelly: Ich bin ein Kelly, das ist klar. Mein Projekt, das Street Orchestra, ist auf der Straße entstanden. 2007/08 trennten wir uns als Kelly Family, zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters. Jeder ging seinen eigenen Weg – mein Bruder Paddy ins Kloster, Maite zu „Let’s Dance“, ein anderer Bruder lief barfuß am Nordpol. Ich war gerade verheiratet, unser zweites Kind war unterwegs.
Die Kelly Family war mein Leben, ich dachte, wir machen das bis zum Tod. Doch es kam anders. Wir stritten ums Erbe, mein Vater hinterließ kein Testament. Obwohl wir Millionen verdient hatten, stand ich mit nichts da – sogar mit Schulden. Die Bank sagte irgendwann: Schluss. Ich brauchte Geld für Miete, Pampers, das Leben. Also entschied ich mich, zurück auf die Straße zu gehen – dorthin, wo wir früher unser Geld verdient hatten.
Mit meiner Gitarre spielte ich in Fußgängerzonen. Ich dachte, die Leute freuen sich, einen Kelly zum Anfassen zu sehen. Doch zu meiner Verwunderung war dem nicht so interessierte sich kaum jemand. Die ersten Tage verdiente ich 30 Euro, dann 70, später 200 – aber es dauerte Monate, bis ich lernte, wieder Geld zu verdienen. Es war am Anfang schon ein Kampf, aber ich machte es für meine Familie.
Acht Jahre lang spielte ich von Frühling bis Weihnachten auf der Straße. Eines Tages stritt ich mich mit einer Geigerin um meinen Platz – aber als sie spielte, bekam ich Gänsehaut. Da kam mir die Idee: Ich gründe eine Band aus Straßenmusikern. So entstand das Street Orchestra. Heute sind wir zwölf Musiker auf der Bühne, fast ein kleines Orchester, und wir gehen auf Tour.
Was daran Kelly Family ist? Es ist dieser Straßen-Spirit: Freiheit, Kampfgeist, Träume. Unsere Musik ist weder Schlager noch Heavy Metal oder Klassik – sie ist bunt, so wie die Straße selbst. Dort spielst du und für dein Leben, kämpfst um jeden Euro. Und genau dieser Geist steckt auch in unserer Musik.
Natürlich spiele ich auch Kelly Family Songs, aber zurück auf die Straße bin ich nicht nur aus finanziellen Gründen gegangen. Ich hätte mich auch von einem Management „groß machen“ lassen können – aber ich wollte verstehen: Was haben wir verloren? Was wollten wir ursprünglich? Diese handgemachte Musik, auf Augenhöhe mit dem Publikum, war das, was die Kelly Family ursprünglich ausmachte.
Durch Medien wie Bravo oder MTV wurden wir in den 90ern zu einer Hysterie hochgepusht – aber das war nicht der Spirit der Kelly Family. Wir sind keine gecastete Boyband, keine Popstars zum Anbeten. Wir sind eine Volksband, eine Menschenband. Wir sind eins mit dem Publikum.
Das Wir-Gefühl ist mir wichtig. Vielleicht ist mein Projekt eine Hommage an das, was wir früher waren kaputtging. Viele Fans sagen, ich sei der einzige Kelly, der es noch macht wie früher. Ich liebe es, mit meinen Geschwistern aufzutreten – es dank der treuen Fans noch immer erfolgreich. Doch das Street Orchestra ist meine Identität, meine persönliche Geschichte.
elbgeflüster®: Du warst in den 90er ein Superstar. Wie kommt man damit klar, wenn permanent ein Lichtkegel über einen scheint?
Jimmy Kelly: Rückblickend glaube ich, dass ich damit gar nicht klargekommen bin. Ich bin einfach nur froh, diesen Wahnsinn überlebt zu haben – es war wirklich extrem, fast wie bei den Beatles, nur in Deutschland. Es war auch gefährlich. Bevor ich ins Hotelzimmer durfte, musste erst der Security checken, ob sich jemand unter dem Bett oder in der Toilette versteckt. Geschenke konnten wir nicht einfach öffnen – es hätte ja eine Bombe oder Gift darin sein können. Ständig hatte man das Gefühl, dass jeder etwas von einem wollte. Ich war Anfang 20, gerade von der Straße gekommen – ein junger, wilder Typ. Und plötzlich riefen Millionen Mädchen: „Ich will ein Kind von dir!“
elbgeflüster®: Schenke uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Jimmy Kelly: Ich bin kein Mensch, der Lebensweisheiten weitergeben kann. Ich bin selber ein Student des Lebens.
+++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++ Gewinnspiel +++
Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x 2 Freikarten.
Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Jimmy Kelly“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel@elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Jimmy Kelly“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 04.03.25. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: Christian Barz