Interview mit Matze Knop

„Comedy wird gerade in Deutschland viel zu ernst genommen!“

Matze Knop über sein neues Live-Programm „Mut zur Lücke“, die WM in Katar und die Aufgabe von Comedy in schweren Zeiten unter anderem am 11. März um 20 Uhr gastiert der Komiker in der Herderhalle in Pirna.


elbgeflüster®: Ihr neues Bühnenprogramm heißt „Mut zur Lücke“. Nun trugen Sie als Kind eine Zahnspange. Wurden Sie in der Schule deswegen gehänselt?
Matze Knop: Nein, weil ich diese Zahnklammer meistens nur zuhause tragen musste. Nichtsdestotrotz fand ich das nicht schön, aber nach einem Jahr war diese Lücke weg, durch die ich einen Hamburger essen konnte, ohne den Mund aufzumachen. Leider war sie ein halbes Jahr später wieder da, aber es hatte sich etwas normalisiert.

elbgeflüster®: Ein Kindheitstrauma?
Matze Knop: Trauma würde ich nicht sagen. In der Jugend findet man alles an sich nicht so toll, die Nase, das Kinn. Aber irgendwann fand ich meine Zahnlücke sehr markant, und immer mehr Leute sagten, das sehe doch cool aus. Mittlerweile stelle ich sie nicht mehr infrage.

elbgeflüster®: Mut zur Lücke zu haben bedeutet, loslassen zu können. Zu akzeptieren, dass etwas schief gehen kann, aber einiges dafürspricht, das es nicht zum Schlimmsten kommen wird. Ist das Ihre Maxime?
Matze Knop: An den richtigen Stellen bin ich schon sehr penibel, aber man darf nicht in Perfektion sterben. Natürlich ist es schön, wenn man bestimmte Dinge sehr gewissenhaft verfolgt, aber man muss irgendwann sagen, jetzt ist es auch gut, jetzt bringe ich das Ding auf die Straße. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, was kann man wirklich weglassen und wo lohnt es sich, Energie zu investieren. Mut zur Lücke an den richtigen Stellen! Weniger ist manchmal mehr, gerade in diesen Tagen, wo man alles mögliche berücksichtigen soll. Ich glaube, das Allerwichtigste ist, sich selber treu zu bleiben. Man sollte viel öfter auf sein Herz hören als auf das, was andere meinen, was gut für einen wäre. Weil das leider oftmals auch nicht stimmt.

elbgeflüster®: Heutzutage kann man als Künstler sehr leicht anecken. Stichwort: Gendern. Stichwort: Kulturelle Aneignung. Stichwort: Coronamaßnahmen. Sind Sie deshalb in Ihrer Wortwahl vorsichtiger geworden?
Matze Knop: Nein, das bin ich nicht. Das Lustige ist, Comedy wird gerade in Deutschland viel zu ernst genommen. Es gibt hier den schönen Satz: Je schwerer das Thema, desto besser muss der Gag sein. In den USA oder in England bedient Comedy sich teilweise wirklich schwerer Themen. Die Gags dort sind relativ hart. Es ergibt für mich keinen Sinn, mir über jedes Wort Gedanken zu machen. Es führt auch nicht zu dem, was man damit vielleicht bezwecken möchte. Sondern das Gegenteil ist der Fall. Ich bin eher für Liebe und Freude statt gegen Hass und Gewalt. Mut zur Lücke!

elbgeflüster®: Sie haben ja Journalismus studiert. Gendern bedeutet die Anwendung geschlechtergerechter Sprache. Wie wenden Sie diese in Ihrem neuen Programm an?
Matze Knop: Ich bin jemand, der Frauen absolut respektiert. Sie sind wunderbare Geschöpfe. Ohne Frauen wären wir Männer hoffnungslos verloren. Ich sage jetzt immer: „Liebe Zuschauer:innen“. Aber was ist mit denen, die draußen stehen? Die sind dann schon wieder ausgeschlossen. Man findet ja immer was. „Liebe Mütter, liebe Mutanten!“ Sind das dann die Männer? (lacht)

elbgeflüster®: Wie geht Ihre Figur Supa Richie mit diesen ganzen neuen Moden um?
Matze Knop: Er hat das Problem, dass er schon mit Subjekt, Prädikat, Objekt, Akkusativ, Dativ Primitiv nicht zurecht kommt. Aber wenn man unsere Außenministerin in den Anfängen gehört hat, könnte man meinen, sie hätte Deutsch bei Supa Richie gelernt. Von daher war Richie der Vorreiter der modernen Rechtschreibreform. Immer seiner Zeit voraus!

elbgeflüster®: Wie hat Corona Supa Ritchies Leben verändert? Was gibt ihm Hoffnung, was macht ihm Mut?
Matze Knop: In dem Moment, wo er eine Maske tragen sollte, hat man von seinem Gesicht gar nichts mehr gesehen. Er war dann wirklich autonom. Bei einem Phantombild konnte man dann nur die Ohren zeichnen. Von daher war es für Richie keine einfache Zeit. Und Hartz IV kannst du als Homeoffice gar nicht machen! Aber Richie war immer fleißig, hat in der Lottoannahmestelle gejobbt oder Einkaufswagen zusammengeschoben.

elbgeflüster®: Wie geht Supa Richie mit der Energiekrise um?
Matze Knop: Er hat jetzt festgestellt, dass man kein Speiseöl mehr bekommt, aber mit Sonnenblumen kann man auch gut kochen. Er hat immer schon kalt geduscht, weil: nur die Harten kommen in den Garten! Warmduschen war für ihn grundsätzlich keine Option. Und Gas gibt er nur auf der Autobahn. Ein Heizstrahler auf dem Balkon ist was für Schwächlinge. Er hat früher schon mit dem Kopf im Eisfach gepennt, einfach um die nötige Coolness zu haben. Wenn jemand diese Krise übersteht, dann sind es Kakerlaken und Supa Richie!

elbgeflüster®: In Katar gibt es Repressionen gegen Homosexuelle, eingeschränkte Rechte von Frauen und eingeschränkte Menschenrechte im allgemeinen. Aber während der WM wird man sehr wahrscheinlich schicke, komfortable Stadien und freundliche Menschen sehen. Bleibt Ihnen da manchmal das Lachen im Halse stecken?
Matze Knop: Ich differenziere das. Ich war ja auch in Brasilien, wo ich eine Favela besucht habe. Die Menschen dort warteten seit 15 Jahren auf sanitäre Anlagen, die ihnen vom Staat versprochen worden waren. Zehn oder zwölf Stadien für je 400 Millionen Euro wurden aber gebaut, wobei die meisten Brasilianer sich Tickets gar nicht leisten können. Über diese Themen wurde damals in dieser Deutlichkeit wie jetzt bei Katar nicht gesprochen. Das ist eine Doppelmoral. Wenn einem der Strand am Austragungsort gefällt, wird das Unschöne ausgeblendet. Aber man sollte sich in jedem Fall mit diesen Themen auseinandersetzen und hinterfragen, ob man diese Stadien nun alle so bauen muss, wenn das Geld an anderer Stelle dann fehlt. Wenn man es über hat, kann man es ja gerne machen. Aber wo fängt man an und wo hört man auf? Und deswegen fokussiere ich mich in dem Moment nur noch auf den Fußball und bin Experte. Das hat nichts mit Ignoranz zu tun, ich engagiere mich ja auch sozial, habe eine eigene Stiftung und bin Schirmherr von Kinderlachen e.V.

elbgeflüster®: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Matze Knop: Ganz klar – Mut zur Lücke!

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Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x 2 Freikarten.

Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Matze Knop“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Matze Knop“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 30.09.22. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Foto: Stephan Pick

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