„Hausmeister Krause ist eine unkaputtbare Kultfigur!“
Tom Gerhardt schlüpft ab dem 13. Februar um 19.30 Uhr in der Comödie Dresden wieder in seine Kultrolle als Hausmeister Krause.
elbgeflüster®: Gesundes neues Jahr! Haben Sie für 2024 einen guten Vorsatz ins Visier genommen?
Tom Gerhardt: Ja, nach dem bisherigen Erfolg möchte ich Dresden nun zum dritten Mal nacheinander mit meinem Theaterstück „Hausmeister Krause – Du lebst nur zweimal“ erobern. (lacht)
elbgeflüster®: Hausmeister Krause oder Horst Schlämmer erleben gerade wieder ein kleines Comeback. Warum sind diese Anti-Stars so beliebt?
Tom Gerhardt: Gute Frage… Krause ist ein Archetypus, mit dem man sich – obwohl er eigentlich ein ziemlicher Arsch ist – gut identifizieren kann. Denn der widerborstige Hausmeister ist bei allen seinen Fehlern überaus menschlich… wir lachen seine Schwächen weg, weil wir sie alle (ich hoffe, in kleinerer Form) von uns selbst kennen. Um seine fragwürdigen Ziele zu erreichen, biegt er sich die Wahrheit immer so zurecht, wie es am besten passt. Und geht liederlich mit denen um, die ihm Gutes wollen. Dass ihm eigentlich fast alle Schlechtes wollen, ist seine feste Überzeugung. Und da muss man Vorsorge treffen!
Krause steigert einen gewissen deutschen Pessimismus ins Unermessliche: Für ihn ist das Glas nie halbvoll, es ist immer halbleer. Bei ihm steht die Katastrophe immer vor der Tür, alles nimmt er todernst und aus einer Mücke macht er einen Dinosaurier. Vieles in und um Krause ist überzeichnet, aber es steckt auch viel Wahrheit drin. Und was Krause fast schon wieder sympathisch macht: Er bleibt sich treu, steht trotzig im Wind wie eine knorrige, alte Eiche. Wenn einer diese bedrohte Welt retten kann, dann nur er und sein heiß geliebter Dackel Bodo. Alles hat sich summiert zu einer unkaputtbaren Kultfigur, die bis jetzt in Dresden bestens ankommt.
elbgeflüster®: Hat Hausmeister Krause stark auf Sie abgefärbt?
Tom Gerhardt: Siicher, siicher! (lacht). Ich bin ein Nachtmensch und Langschläfer, und gerade in der langen Phase des Wachwerdens nehme ich oft unwirsche Krause-Formen an.
elbgeflüster®: Ihre derben Tommie-Auftritte in Filmen wie „Voll normaaal“ stehen in einem harten Kontrast zu Ihren Schöngeist-Studiengängen Germanistik und Philosophie. Woher kommt diese Zuwendung zu den einfach gestrickten Menschen?
Tom Gerhardt: Der Humor kommt meistens von unten. Aber: Ich achte darauf, dass ich diese Charaktere mit Liebe darstelle, so wie es am besten auch die Schauspieler tun, die die anderen Krause-Rollen in der denkwürdigen Familie spielen. Das ist auch der Grund, warum die ganze Krause-Bande überlebt hat und ich heute noch laufend von jungen Menschen darauf angesprochen werde. Wenn dann noch Zuschauer mit einem Pudel unter dem Arm oder einer Tommie-Pudelmütze im Theater-Saal sitzen, macht mir das ungemein viel Freude.
elbgeflüster®: Stört es Sie, wenn Sie mit Ihren Rollennamen angesprochen werden und Fans falsche Rückschlüsse auf Ihr Charakter ziehen?
Tom Gerhardt: Ach was. Das sind nur Fans, die sich freuen, mich zu sehen. Die fallen auch gerne mal in den Krause-Jargon – aber nur aus Spaß. Für mich ist das nur ein Kompliment, wenn jemand seine Freude kund tut. Und die, die mich blöd finden, quatschen mich sowieso nicht an.
elbgeflüster®: Da gerade viel diskutiert wird, was humoristisch alles erlaubt sei: Könnten solche Filme, wie „Ballermann 6“ überhaupt noch gedreht werden?
Tom Gerhardt: Was sich irgendwelche woken Studenten der Geistloswissenschaften da an Verbots-Vorschlägen aushecken, interessiert mich nicht. Die Woke-Ideologie ist eine überdrehte Kopfgeburt von überspannten Geistern. Ich nehme darauf keine Rücksicht: Meine Sprache und meine Ideen gehören mir! Die Woken halten sich für besonders tolerant, sind aber so spießig, pedantisch und verklemmt, dass mich das pure Grauen erfasst! Da waren die Spießer der 60er Jahre ja geradezu Freigeister dagegen… Auch das ganze Mann/Frau-Affen-Theater: Schön, dass sie die Unterscheidung wegwischen wollen zwischen Mann und Frau: Na prima! Das war doch geradezu der Ansatz des Alten Testaments. Wie heißt nochmal die Erbsünde? – „Und sie erkannten sich als Mann und Frau.“ Also die Gender-Freaks wollen endlich die Erbsünde löschen – Hurra, Ihr bibelfesten Ritter!
Wir waren früher freier als heute. In Köln konntest du als Trans-Mensch bereits in den achtziger Jahren problemlos durch die Straßen laufen. Dafür brauchte es auch keinen Gleichstellungs-Beamten. Schlimmstenfalls schmunzelten die Leute. Jahrelang habe ich auf der Bühne mit Trans-Künstlern gespielt: Catherrine Leclery und Gloria Gray… wir hatten jede Menge Spaß! Und darum muss mir auch kein woker Wichtigtuer erklären, wie ich mit Trans-Menschen spreche.
Aber dieses dusselige Identitäts-Gesülze, dieses ganze Mimimi, wird immer intoleranter und giftiger. Ein reaktionäres Verhalten von Wasserköpfen, die sich einbilden, die Welt neu erfinden und andere oktroyieren zu müssen. Ich finde diese Bewegung sowas von kleinkariert und spießig. Ihre Spezialität: Schnüffeln, Hetzen, Denunzieren. Ein Glück sind sie in der Minderheit. Und solange ich in der Höflichkeits-Form täglich 30-mal mit dem weiblichen „Sie“ angesprochen werde (ok für mich), gibt‘s für mich auch kein dämliches Gegender. Aber lassen wir das: Ich komme nach Dresden, um Leute zum Lachen zu bringen!
elbgeflüster®: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte noch eine Lebensweisheit.
Tom Gerhardt: Als Kölner sage ich: „Et kütt wie et kütt“ (Es kommt, wie es kommt)
Karten und alle Termine auf www.comoedie-dresden.de und unter Tel. 0351/866 410
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Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1 x 2 Freikarten für den 14.02.24 um 19.30 Uhr.
Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Tom Gerhardt“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Tom Gerhardt“ an Elbgeflüster, Goethestr. 81, 01587 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 09.02.24. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: Julian Huke Photography