Kolumne: Leben in einer WG

Viele Angehörige denken eine WG sei nichts anderes als ein Pflegeheim. Das stimmt so nicht. Die Idee dahinter ist, ein Zusammenleben zu finden, wo Menschen individuell mitbestimmen können. Man orientiert sich am Alltagsleben nicht an der Pflege, was natürlich dazu gehört und wichtig ist. Es ist familiär, man kennt sich. Man sitzt zusammen im Gemeinschaftsraum, man isst gemeinsam und schaut Fernsehen. Es werden Gespräche mit den Betreuerinnen geführt, meistens geht es um „früher“ – jeder hat seine eigene Geschichte.

Pflegerin Heike

„Ganz still und doch Emotional“
so beginnt meine Geschichte.

Es ist Mittwoch 10:00 Uhr, ich betrete den Gemeinschaftsraum. Gemeinsam sitzen die Bewohner am großen Tisch. Man schaut aus dem Fenster oder nickt sich wortlos zu. Werde ich diese Stille durch meine Anwesenheit durchbrechen? Was kann ich tun? Diese Frage stelle ich mir oft.
Eine Bewohnerin, ich nenne sie Frieda, berührt meinen Arm, sie schaut mich fragend an und zeigt auf den Platz gegenüber. Der Name fällt ihr nicht ein. Ich bemerke, wie sie grübelt und nachdenkt. Es ist „Muttchen“. So wird sie liebevoll von uns genannt. Sie ist schon den 2. Tag nicht da. Ich erkläre Frieda das sie in der Klinik ist. Wortlos dreht sie sich um und fragt nach Kartoffeln. Sie schält gern Kartoffeln, das macht sie gern, das kennt sie, schließlich war sie Hausfrau und Kochen gehörte dazu. Helga lacht, beobachtet uns und erzählt ganz nebenbei, dass sie auch früher Gemüse geputzt hat und Möhren geschält hat. Was sie nun nicht mehr kann. Sie ist halbseitig gelähmt, aber sie ist nicht allein, was sie auch genießt. Am Tisch wird es wieder still, im Hintergrund läuft Musik „Volkslieder“ was aber kaum einer wahr nimmt.
An der Tür klingelt es. Sanitäter schieben einen Rollstuhl rein. Unser „Muttchen“ ist wieder da. Sie ist aufgeregt und weint. Ich hol ein Glas Wasser. Sie weiß nicht wo sie ist, sie kennt das Zimmer nicht und überhaupt mag sie nicht Hier sein. Ich beruhige sie und sage ihr, dass sie zu Hause ist. Ich gehe in den Gemeinschaftsraum zurück. Frieda schiebt mir die Kartoffeln zu und ich bedanke mich. Da kam mir der Gedanke, was wäre, wenn wir gemeinsam ins Zimmer gehen. Ich nahm Friedas Hände, „Muttchen ist wieder da, sie liegt im Zimmer, wollen wir nach ihr schauen?“ Sie nahm ihren Rollator und ich den Rollstuhl in dem Helga saß. Auf dem Weg ins Zimmer kamen mir Zweifel, doch ich musste es versuchen. Sie muss sich an uns erinnern dachte ich. Wir gingen gemeinsam ins Zimmer und nahmen am Bett Platz. Dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Sie nahmen sich bei der Hand und lagen sich in den Armen. Sie erkannte Frieda. Mit ihr hatte sie doch immer Kartoffeln geschält und Helga hat sie Ihr Glas gefüllt, weil sie es nicht konnte. Mir schossen die Tränen ins Gesicht, ich war wie gelähmt da und war von Emotionen überwältigt. Auch das gehört dazu WG-Familie.
Auch wenn man sich nicht mit Namen kennt oder ansprach. Sie saßen gemeinsam am Tisch, schweigend, aber im Inneren verbunden.

An diesem Tag wurde mir klar, die kleinen Gesten, oder das Zuzwinkern und die Hand halten. Das ist unsere Wohngemeinschaft.

Sie haben Interesse an diesem Konzept als Mitarbeiter oder als Mitbewohner? Dann melden Sie sich bei uns!

Pflegedienst Elblandschwestern
Inh. Kerstin Brunner-Haak
Kurt-Schlosser-Str. 22 · 01591 Riesa · Tel. 03525 / 518110
E-Mail: info@elblandschwestern.de · www.elblandschwestern.de

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