„Make Science Great Again!“
Das Programm vom Kabarettisten Vince Ebert ist aktueller denn je und kann am 26. August um 19.30 Uhr im Augusto Sommergarten Dresden live erlebt werden.
Elbgeflüster: „Make Science Great Again“ ist der Name Ihrer aktuellen Tour. Das passt sehr gut zur Corona-Situation, denn die Wissenschaft war selten so stark im gesellschaftlichen Fokus wie jetzt. Wie hat sie sich denn in dieser schwierigen Situation geschlagen?
Vince Ebert: Durch Corona sehen wir gerade im Schnelldurchlauf, wie Wissenschaft funktioniert: Man beobachtet ein neues Phänomen und stellt eine Hypothese dazu auf. Und dann kommen die ersten Daten rein und man muss seine Hypothese ggf. korrigieren und eine neue Hypothese aufstellen. Dann kommen wieder neue Daten rein, und man muss wieder nachjustieren. Und so irrt man sich sozusagen Schritt für Schritt nach oben.
Genau dieser Korrekturmechanismus ist schwer zu akzeptieren. Denn wir Menschen sehnen uns nach einfachen Antworten auf komplexe Phänomene: Warum ist der Himmel blau? Wieso ist die Nacht schwarz? Warum sollte man keinen gelben Schnee essen. Aber meistens ist Wissenschaft nicht so einfach: Was muss ich tun, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen? Wie kann ich Allergien vermeiden? Was passiert, wenn ich beim Italiener Pasti und Antipasti zusammenbringe?
Elbgeflüster: Es wird kritisiert, dass sich plötzlich unzählige „Experten“ zu Wort melden. Nutzen einige CoVID-19 auch als Karrieresprungbrett?
Vince Ebert: Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen über Exponentialfunktionen und Inzidenzwerte sprechen, als stünden sie kurz vor einem Nobelpreis in Medizin. Von den vielen Verschwörungstheorien gar nicht erst zu reden. Mal wird Bill Gates für das Virus verantwortlich gemacht, mal der KGB. Ein islamischer Geistlicher hat auf YouTube sogar behauptet, dass Gott die Seuche über die Welt gebracht hat, um Homosexuelle zu bestrafen. Und ein paar Tage später ist er dann selbst erkrankt. Selbst der Papst hat die Pandemie als ein Zeichen gesehen, dass wir „die Natur missbrauchen“. Gesagt hat er das im März 2019 bei strömendem Regen auf dem menschenleeren Petersplatz. Und ich dachte mir: Jetzt sieht er mal, wie‘s mir bei meinen allerersten Open-Air Veranstaltungen gegangen ist …
Elbgeflüster: Einige bezeichnen ihn als Profilneurotiker, der es liebt in der Öffentlichkeit zu stehen, andere hingegen als wichtige mahnende Stimme. Wie bewerten Sie die wissenschaftliche Leistung von Karl Lauterbach?
Vince Ebert: Ich kann ehrlich gesagt nicht die Kompetenz von Herr Lauterbach zu diesem Thema beurteilen. Also halte ich es mit Wittgenstein: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Elbgeflüster: Nehmen Sie etwas Positives aus den Lockdowns mit?
Vince Ebert: Für mich war der Lockdown tatsächlich eine recht angenehme Zeit. „Social Distancing“ war ja ursprünglich sogar der Grund, weshalb ich Physik studiert habe.
Elbgeflüster: 1994 wurden Sie Bayerischer Meister im Beachvolleyball. Hatten Sie die Auszeit auch für sportliche Aktivitäten genutzt?
Vince Ebert: Da ich inzwischen in Österreich lebe, habe ich die Zeit im Winter zum Skifahren genutzt – und mir dabei prompt einen Meniskusschaden zugezogen. Damit ist dann leider auch mein Comeback als Beachvolleyballer vorbei. Aber Schach soll ja angeblich auch sehr fit halten …
Elbgeflüster: Hat die Sitcom „The Big Bang Theory“ Nerds sexy gemacht?
Vince Ebert: Auf jeden Fall! Wobei ich ja schon seit Jahren dafür kämpfe, dass auch Physiker in der Lage sind, gutsitzende Anzüge zu tragen. Aber unter Kollegen gelte ich damit tatsächlich als „Messfehler“.
Elbgeflüster: Sie sind Physiker. Welches physikalische Gesetz wird denn am meisten unterschätzt?
Vince Ebert: Wenn Sie sich in einer fensterlosen Kabine im freien Fall befinden, dann haben Sie keine Möglichkeit herauszufinden, ob Sie gerade mit irrsinniger Geschwindigkeit nach unten rasen oder ob Sie sich ruhend in der Schwerelosigkeit befinden. Wer sich von der Außenwelt abschottet, kann Beschleunigung nicht von Stillstand unterscheiden. In der Physik heißt dieses Phänomen „Äquivalenzprinzip“; in der Politik „Tagesgeschäft“
Elbgeflüster: Schenken Sie uns zum Abschluss bitte eine Lebensweisheit.
Vince Ebert: Ich lebe nach der Pizza-Margherita-Strategie: Erwarte nichts, dann wirst du im Zweifel positiv überrascht.
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Wir verlosen unter allen Teilnehmern 1x das aktuelle Buch „Broadway statt Jakobsweg“.
Mitmachen ist denkbar einfach: Schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Vince Ebert“ sowie Ihre Kontaktdaten an: gewinnspiel (at) elbgefluester.de oder senden Sie eine Postkarte mit dem Stichwort „Vince Ebert“ an Elbgeflüster, Pausitzer Str. 11, 01589 Riesa. Bitte eine Telefonnummer nicht vergessen. Einsendeschluss: 15.08.21. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: Frank Eidel