Wie formulierte es Nietzsche so treffend: „Ist das Leben nicht hundertmal zu kurz für die Langeweile?“ Und ich finde, er hatte recht!
Wenn man dieser unbeständigen Zeit eine positive Sache abgewinnen kann, dann den Versuch, seine Zeit trotzdem sinnvoll zu nutzen. Vielen ist das mit einem neuen Hobby oder dem Wiederaufleben einer alten Passion gelungen. Wer kennt sie nicht, die Stories der Corona-Bananenbrotbäcker, die sich durch sämtliche Rezepte des Internets backen, die Hobbyköche, die ihren Lieben jeden Abend ein kleines Menü auftischen oder die Modellbauer aus frühen Tagen, die ihre Eisenbahn auf dem Dachboden entstaubt und wieder aufgebaut haben.
So haben viele wieder zu einer Beschäftigung gefunden, die vielleicht längst vergessen schien, doch für die plötzlich wieder jede Menge Zeit war. Andere hatten vielleicht aber auch nur die Lust, etwas Neues zu probieren.
Wie auch immer man zu seinen Leidenschaften gekommen ist – wichtig ist doch eigentlich nur, dass man EINE hat! Und damit das Gefühl, seine Zeit sinnvoll zu verbringen, seine Hände zu benutzen oder das Hirn anzustrengen.
Ich persönlich brauchte mich nicht sonderlich um Abwechslung bemühen. Mein liebstes Hobby begleitet mich schon seit mehr als 25 Jahren. Ich stricke, nähe und handarbeite gern in allen möglichen Variationen. Inspiration dazu findet sich ja quasi überall. Nur mein Tag müsste länger sein, um alles zu schaffen, was ich mir vornehme. Meine Wunschliste mit Lieblingsprojekten wird indes immer länger. Instagram & Co. bieten endlose Impulse, was man machen kann. Auch die Hersteller präsentieren sich mittlerweile offensiv auf Social Media. Vorbei die Zeit, in der man im Laden ein Strickmagazin durchblättert, um zu entscheiden, ob man es kauft oder nicht.
Konfrontiert mit den neuesten Garnen und Stoffen wächst außerdem der Stapel mit Anleitungen und Schnittmustern, die man unbedingt umsetzen möchte. Letztendlich gibt es aber gerade in der kalten Jahreszeit nichts Schöneres, als abends auf der Couch neben dem knisternden Kamin zu lümmeln, und mir dabei das „drölfigste“ Paar Socken zu stricken. Dabei kann ich einfach so herrlich entspannen.
Neu hinzugekommen ist nun das Spinnen. Als Kind fand ich es immer schon faszinierend, wenn meine Tante vom eigenen Schaf, über die Verarbeitung der Wolle bis zur fertigen Socke alles in Handarbeit allein hergestellt hat. Nun, anziehen mochte die kratzigen Dinger am Ende zwar niemand, aber die Möglichkeiten an weiche spinnfertige Wolle zu kommen, sind heute glücklicherweise nicht mehr so kompliziert. Mein eigenes Schaf brauche ich dafür auf jeden Fall nicht!
Im Januar habe ich hier in Riesa über eine Plattform für Kleinanzeigen ein Spinnrad in tadellosem Zustand gefunden, das auch noch funktioniert. Entsprechendes Kammgarn war schnell bestellt und nun sitze ich wie Dornröschen in meinem kleinen Nähzimmer und spinne so vor mich hin… Wer hätte das jemals gedacht!
Am Ende kommt es aber nicht darauf an, mit was man sich beschäftigt, sondern einfach nur, dass man sich gern beschäftigt! Ein Sprichwort sagt „Was man gern macht, macht man gut“.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit all Ihren altbekannten oder neu gewonnenen Hobbies und Aktivitäten viel Freude, Spaß und vor allem Kreativität.
Ihre Sandra Horváth
Fadenparade